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Schleswig Holstein
Das eingefriedete Gebäudeensemble besteht aus drei kaiserzeitlichen Produktionsgebäuden mit doppelstöckigen Gewölbekellern und einem anliegenden Wohnhaus. Besonderer Hingucker ist dabei das sieben Geschosse hoch aufragende, aus Gelbklinkern bestehende Hauptgebäude. Ein echtes Wahrzeichen der Stadt.
Und während die historischen Häuser und Pflasterstraßen der Innenstadt schon lange hübsch saniert sind und eine norddeutsche Idylle versprühen, steht endlich auch der alten Brennerei ihr großer Erweckungsmoment bevor.
Im Zuge des anstehenden Verkaufs kann hier nämlich ein völlig neues Quartier entstehen. Mit Boardinghouse, Loft-Wohnungen, Gewerbeflächen im Erdgeschoss und Gastronomie in den Gewölbekellern. Die Ideen und Möglichkeiten für die Umnutzung sind mannigfaltig. Und obwohl das Ensemble unter die schützende Hand des Denkmalschutzes fällt, eröffnet sich aufgrund der offenen Bauweise (innen und außen) ein Planungsraum nahezu unbegrenzter Möglichkeiten. Dass ohne tiefgreifende Modernisierungen und wirtschaftliche Nutzungskonzepte kein Erhalt zu machen ist, erkennen auch die Behörden an. Ja, man ist für Zugeständnisse bereit. Denn ein vielfältiges Angebot an Wohnraum, Gastronomie, Gewerbe oder Gastgewerbe würde nicht nur die Stadt, sondern eine ganze Region bereichern.
Aber welche Perspektiven bietet denn ein Standort, der zwar zwischen Seen und Wäldern nahe der Ostsee liegt, aber unter den bundesweiten Urlaubszielen noch recht unentdeckt ist?
Zunächst sei gesagt, dass die gesamte Region der Kieler Bucht im Kommen ist. So sind die Umsätze an der gesamten Ostseeküste in den Jahren vor der Pandemie langsam, aber beständig gewachsen. Und seit 2022 erholen sich Tourismus und Gastgewerbe dort in rasendem Tempo. Das führt sogar soweit, dass die beliebte Lübecker Bucht von vielen als “zu voll" bezeichnet wird. Wohnraum: Teuer. Bauland: kaum zu bekommen. Hotels und Ferienwohnungen: Immer wieder ausgebucht.
Die Menschen, so merkt man, haben den Urlaub vor der eigenen Haustür wiederentdeckt. Und weil sich die Nachfrage jetzt vermehrt in Richtung der Kieler Bucht verlagert, zeigen sich die ersten Anzeichen jetzt auch im Ostseebad Hohwacht. Trotz einer für den kleinen Ort regen Bautätigkeit bleibt die Nachfrage nach Unterkünften auch hier hoch. Und das benachbarte Lütjenburg wird davon als Ausweichstandort profitieren. Im Prinzip verbindet die Stadt nämlich das Beste zweier Welten: Sie liegt nahe, aber nicht zu nahe am Meer und bietet Erholung im Grünen, ohne dass man auf den Luxus einer kleinstädtischen Infrastruktur verzichten müsste.
Der Ursprung der Brennerei liegt im Jahr 1824. Damals wurde das Unternehmen D.H Boll offiziell als eine Brauerei für Dunkelbier gegründet und erstmals das historische Wohngebäude auf dem Firmengelände urkundlich erwähnt. Errichtet wurde es jedoch, so heißt es, bereits im 17. Jahrhundert. Ursprünglich als Hofstelle genutzt, wurde es im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und erweitert.
Als eine ganze Generation später Brennereirechte hinzugekauft wurden und man das hochhausartige, reich verzierte Hauptgebäude der neuen Brennerei errichtete, müssen es goldene Jahre gewesen sein. Auf insgesamt sieben eindrucksvollen Etagen wurde hier über hundert Jahre lang im großen Stil gebraut und gebrannt.
Erst mit der Verlagerung des Betriebes an den Ortsrand von Lütjenburg wurde das Gebäude dann Mitte der 1990er-Jahre in Vorbereitender Maßnahme für eine Umnutzung entkernt und in den Rohbau versetzt. Der komplette Dachstuhl wurde erneuert, die historischen Fenster eingelagert und der Strom abgeklemmt.
Darauf, wie sich diese Geschichte in Zukunft weiter schreibt, darf man gespannt sein. Institutionelle Projektentwickler, die sich für eine Überplanung des Ensembles interessieren und auch vom Vorteil der Denkmal AfA profitieren möchten, sollten die Chance nutzen und einen Blick in die weiterführenden Unterlagen werfen. Wir sind uns sicher: Es lohnt sich.
Ein Blick auf das über 3.700 Quadratmeter große Grundstück. Unten das Wohnhaus an der Oberstraße, darüber die drei ehemaligen Produktionsgebäude in Richtung der tiefer gelegenen Plöner Straße.Das Hauptgebäude prägt den Ort spätestens seit seiner Fertigstellung im Jahr 1889. Das Dach wurde 1994 neu eingedeckt.
Im Dachgeschoss des Hauptgebäudes könnte eine der spektakulärsten Wohnungen Lütjenburgs entstehen. Die Fenster an der östlichen Stirnseite bieten einen Blick auf den Kirchturm.
Zahlreiche postindustrielle Details prägen den Charakter der Gebäude. Unsicher ist, ob es sich hier links im Bild um einen Schornstein oder eine ausgediente Getreideschütte handelt.
Prägend sind außerdem die preußischen Kappendecken sowie aufwändig geformte, stählerne Trägersäulen.
Der Kesselraum im Erdgeschoss bietet mit seiner enormen Deckenhöhe und einer unvergleichlichen Ästhetik viel Potenzial für eine zukünftige Nutzung – etwa als Veranstaltungsfläche.
Was dem öffentlichen Blick bisher verborgen liegt, sind die weitläufigen, mehrstöckigen Gewölbekeller. Ein unterirdischer Gang verbindet die sogenannte Schwankhalle mit dem Hauptgebäude.