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Hamburg, Altona Altstadt
Baujahr: 1960
Umbau/Sanierung: 2012/13
Fläche: ca. 148 m2
Alte Aufnahmen zeigen es: Vor dem Umbau war schwer zu erkennen, welches Potenzial in dem unscheinbaren Klinkerbau der Virchowstraße 12-14 schlummerte. Die quadratischen Fenster versprühten damals den Charme eines Verwaltungspostens. Eine Ästhetik, die in den 1960er-Jahren noch als modern gegolten haben mochte. Fünf Jahrzehnte später aber hatte sich die Arbeitswelt gewandelt und die kleinteiligen Büroboxen der Virchowstraße fanden keine Verwendung mehr.
Nur einer Gruppe von Projektentwicklern fiel zu dieser Zeit auf, dass die Raumaufteilung im Inneren zwar kleinteilig war, die Statik des Gebäudes aber die perfekte Baustruktur für offene Grundrisse bot. Der geschickten Träger- und Säulenkonstruktion aus Stahlbeton sei Dank. Denn tragende Wände brauchte es hier nicht.
Zu Zeiten der Ausweisung des Geschäftsgebietes um die Virchowstraße wurde dort noch lautstark gearbeitet. Druckerpressen stampften, eine Gewürzmühle mahlte und es wurde geschraubt, was das Zeug hält. Doch mit der späteren Umsiedlung der produzierenden Betriebe an den Stadtrand und dem Abstieg des benachbarten Ottensen als Produktionsstandort verlor auch das Geschäftsgebiet Virchowstraße an wirtschaftlicher Bedeutung.
Es wird dann wohl der Nähe zur Reeperbahn geschuldet gewesen sein, dass in der Straße ein Swingerclub Quartier bezog. Und zwar in so unmittelbarer Nachbarschaft zur Hausnummer 12-14, dass man sich ab sofort den Parkplatz teilte. Erst mit dem Umbau des Gesamtgebäudes wandelte sich das Bild der Straße erneut und wurde wohnlicher. Der Club verschwand und Agenturen zogen ein. In der Nachbarschaft wird seitdem nur noch ein Hilfsprogramm für Suchtkranke diskutiert, welches sich schräg gegenüber befindet. Doch was den einen stört, gehört für den anderen zum Stadtbild einer Großstadt dazu, wie die Nachtclubs und die S-Bahn.
Fest steht aber: Die Virchowstraße befindet sich im steten Wandel. Damals wie heute bietet einen inspirierenden Standort für kreative Köpfe. Nicht mehr nur zum Arbeiten, sondern immer öfter auch zum Wohnen und leben. So entstanden in den vergangenen Monaten gleich zwei neue Wohnquartiere in der Nachbarschaft.
Nicht absehbar war damal die steigende Attraktivität des Gebäudes als Möglichkeit zum Wohnen- und Arbeiten. Während die verkäufliche Fläche im zweiten Stock den Ansprüchen einer Designagentur angepasst wurde – mit Kitchenette und zwei getrennten Badezimmern – würde sie im Zuge einer Wohnnutzung durch die neuen Eigentümer wohl noch einmal umgeplant werden müssen.
Mithilfe der Methoden des Trockenbaus könnte etwa ein größeres Schlafzimmer mit Badezimmer En Suite eingezogen werden. Dabei würde sich aufgrund des tadellosen Zustands nicht um eine Sanierung, sondern um einen Umbau handeln. Die Fläche würde den Beweis antreten, dass sie genauso wandelbar ist, wie ihre Nachbarschaft.
Status: Vermietet